Inemuri: Die Kunst des öffentlichen Nickerchens

Im Land der aufgehenden Sonne legt man gerne mal ein Nickerchen in aller Öffentlichkeit ein. Die Japaner machen Siesta im Büro, in Zügen, Cafés oder sogar auf dem Bürgersteig. Die japanische Bezeichnung hierfür lautet „Inemuri“, was soviel heißt wie „anwesend sein und schlafen“. Entdecken Sie, warum Inemuri eine echte Kunst ist und wie Sie es lernen können.

 

Ein Nickerchen in der Öffentlichkeit ist für alle, die viel unterwegs sind, eine sehr nützliche Fähigkeit. Verspätete Flüge, lange Busfahrten und stornierte Züge – es gibt zahlreiche Momente während einer Reise, die sich perfekt für ein kleines Schläfchen anbieten. Außerdem ist es ein außergewöhnliches, praktisches Talent, das sich im Alltag als sehr nützlich erweisen kann … leider sind wir jedoch nicht alle begnadete Schläfer an öffentlichen Orten.

 

Wir sind uns dessen bewusst, dass bereits eine gute Nachtruhe im bequemen eigenen Bett eine wahrhaftige Herausforderung sein kann, weshalb wir an dieser Stelle auch schon Tipps für einen guten Schlaf weitergegeben haben. Ein Nickerchen in aller Öffentlichkeit ist jedoch eine Herausforderung ganz anderer Art, weil man inmitten des Lärms schreiender Babys und hupender Lkw in den Schlaf finden muss und dabei möglicherweise auch noch fürchtet, seine Haltestelle zu verpassen oder beraubt zu werden …

 

Schlafen wie die Japaner

Die Japaner lassen sich von solchen Dingen jedoch keineswegs beunruhigen. Sie sind wahrhaftige Meister der Kunst des Nickerchens in der Öffentlichkeit. Vielleicht denken Sie, dass die Japaner Inemuri machen, weil sie viele lange Stunden arbeiten und die Augen beim Pendeln, im Büro oder in der Mittagspause nicht mehr offen halten können. In Japan gilt das Schlafen im Zug oder auf einer Parkbank jedoch nicht unbedingt als Zeichen von Erschöpfung. Es steckt wesentlich mehr dahinter.

 

Japan ist eines der sichersten Länder der Welt, weshalb die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass sich ein Taschendieb nähert. Das macht es wesentlich entspannter, die Augen an einem öffentlichen Ort kurz zu schließen. Aber vielleicht haben die Japaner auch einfach eine andere Ansicht von Schlaf. In westlichen Ländern gilt Schlafen in der Öffentlichkeit generell als unangemessen, unhöflich oder peinlich. In Japan gelten Schlafende jedoch nicht als faul, träge oder desinteressiert. Im Gegenteil, ein kleines Nickerchen bei einer Vorlesung oder einem Meeting kann als Zeichen von Engagement und harter Arbeit interpretiert werden. Wenn es richtig gemacht wird, dann empfinden Japaner das Schlafen in der Öffentlichkeit als eine ehrenvolle Geste.

 

So macht man das öffentliche Nickerchen richtig

Möchten Sie lernen, wie man nach allen Regeln der Kunst in der Öffentlichkeit in das Land der Träume abgleitet? Das sollten Sie bei der Kunst des Inemuri beachten:

 

1. Verwenden Sie Ihre Tasche als Kopfkissen. Auf diese Weise vermeiden Sie, dass Sie aus Versehen auf der Schulter eines Fremden einnicken. Zudem bleiben Ihre Habseligkeiten auf diese Weise sicher, wenn Sie in einem anderen Land ein öffentliches Nickerchen einlegen, das nicht so eine niedrige Kriminalitätsrate hat.

 

2. Wenn Sie fürchten, Ihre Haltestelle zu verpassen und Ihre Mitreisenden nicht durch einen lauten Alarm auf Ihrem Smartphone hochschrecken lassen möchten, dann setzen Sie Kopfhörer auf. Gleichzeitig wird so die Geräuschkulisse gedämpft und Sie können in Ruhe vor sich hinschlummern, egal wie laut es um Sie herum wird.

 

3. Wussten Sie, dass es eine App gibt, die Sie aufweckt, wenn Sie sich Ihrem Zielort nähern? WakeMeHere nimmt Ihnen all Ihre Sorgen, die Sie an einer kleinen Siesta hindern, indem Sie kurz vor Ihrer Haltestelle aufgeweckt werden.

 

4. Vermeiden Sie es, in der Öffentlichkeit zu schnarchen, denn das ist alles andere als in Ordnung. Ihre Tasche als Kopfkissen leistet hier einen Beitrag, weil Ihr Kopf so daran gehindert wird, in eine Position zu rutschen, die Ihre Atemwege teilweise verschließt und Sie wie eine Kettensäge schnarchen.